Das am weitesten verbreitete Coverfoto der Zeitschrift National Geographic war 1985 das des „afghanischen Mädchens“ mit seinen grünen Augen und seinem durchdringenden Blick, der gleichermaßen Schrecken und Stärke ausdrückt. So wie dieses außergewöhnliche Porträt den Betrachter hineinzieht in ein ganzes Schicksal, in eine Welt, die im Fall der Zwölfjährigen von Krieg und Entbehrungen gekennzeichnet ist – so schaffen die eindringlichen Fotografien im Band Frauen – allesamt aus dem National Geographic-Archiv der letzten 130 Jahre – eine berühende Nähe zu den abgebildeten Frauen aus aller Welt. Es sind Momentaufnahmen – die indische Witwe bei ihrer Morgenroutine, die ausgelassenen sambischen Frauen im Schönheitssalon, die Rohingya-Frau, gezeichnet von Brandverletzungen – und zugleich Zeugnisse dafür, was Frauen zu tragen haben, was sie leisten und wie sehr es für eine menschliche Zukunft auf sie ankommt. Das Buch lässt nicht nur seine rund 300 Bilder sprechen. In 24 Interviews erzählen Vorreiterinnen aus Politik, Kultur und Wissenschaft, welche Hürden sie genommen haben, und benennen die wichtigsten Herausforderungen für Frauen heute. Nach der ersten Begegnung hat der Fotograf Steve McCurry übrigens über 17 Jahre lang nach dem Verbleib des afghanischen Mädchens recherchiert. 2002 konnte er die dann 30-Jährige in den Bora-Bora-Bergen ausfindig machen und erneut porträtieren. Auch dieses Bild ist in dem überaus reichen Band enthalten.
Susan Goldberg (Hg.)
Frauen
Vom Mut, die Welt zu verändern
National Geographic Verlag 2019
EUR 49,99
