Psychedelische Renaissance: Verändere dein Bewusstsein

Wenn ein renommierter Verlag wie der von Antje Kunstmann ein Buch über die Wirkungsweise von LSD und Psilocybin herausbringt, deutet dies auf einen allgemeinen Bewusstseinswandel hinsichtlich psychoaktiver Substanzen hin: raus aus der Schmuddeldrogenecke hin zu einer Sicht, die offen dafür ist, dass sie sich als wirksame Mittel gegen Sucht, Depression und Angstzustände erweisen als auch mystisch-bewusstseinserweiternde Erfahrungen induzieren könnten. Interessanterweise ist das alles nichts Neues. In den 1950er und 60er Jahren gab es vor allem in den USA umfangreiche klinische Forschungen zu den Wirkungen des 1943 von dem Schweizer Arzt Albert Hofmann entdeckten LSD. Als die während der Hippie-Bewegung populär gewordene Substanz 1966 verboten wurde, kam die LSD-Forschung über Jahrzehnte weitgehend zum Erliegen. Seit den 1990er Jahren kann man aber von einer Renaissance sprechen. Michael Pollan zeichnet in seinem Buch die weit in die Kulturgeschichte zurückreichende Historie des Gebrauchs psychoaktiver Substanzen und ihre Wirkungsweise in medizinisch-klinischen, psychotherapeutischen und spirituellen Settings nach. Neurologische Forschungen zeigen, dass ihre Wirkung wohl damit zu tun hat, dass sie das „Default Mode Network“ runterregulieren. Dieses Gehirnnetzwerk hat viel mit unserer Ichkonstruktion, unseren Gedanken und Geschichten über uns selbst zu tun. Ähnliches passiert in tiefer Meditation, in der das Netzwerk zur Ruhe kommt. Damit verbunden sind Erfahrungen der Verbundenheit, der Ichauflösung, der Bewusstseinserweiterung. Daher erstaunt es nicht, dass diese Substanzen, in therapeutischen Settings eingesetzt, schwerkranken Menschen ihre Angst vor dem Tod zu überwinden helfen, denn diese Angst ist immer auch die vor dem Ich-Verlust. Das Resümee des Autors der auch seine eigenen Erfahrungen mit den beiden Substanzen im Rahmen seiner Recherchen für das Buch beschreibt, lautet: „Der Geist ist größer und die Welt viel lebendiger, als ich anfangs wusste.“ Und dieses ehrfürchtige Staunen darüber hat sich für mich als Leserin auf jeder Seite übertragen.