Joachim Bauers neues Werk Das empathische Gen räumt mit dem uralten Vorurteil auf, dass gutes Verhalten im Lauf der Sozialisation erst mühsam von uns erlernt werden muss. Der Mediziner und Neurowissenschaftler zeigt anhand jüngster Forschung: Der Mensch ist nicht nur durch seinen Geist, sondern auch durch seine Biologie ein zutiefst auf Menschlichkeit und Mitgefühl ausgerichtetes Wesen. Das fängt schon auf der molekularen Ebene an: Unsere Gene sind keine Egoisten: Sie kommunizieren und kooperieren. Sie reagieren auf Umwelteinflüsse und unseren Lebensstil. Und mehr noch, eine aus freiem Entschluss gewählte innere Haltung, die auf ein von Sinn geleitetes, prosoziales Leben ausgerichtet ist, begünstigt neuesten Studien zufolge im Gegenzug Genaktivitäten, die unserer Gesundheit dienen, und aktiviert die „guten Gene“ in uns. Dabei macht Bauer einen klaren Unterschied: Es ist keine Moral, die in uns angelegt ist, sondern eine im Lauf der Evolution entstandene Bevorzugung guten Verhaltens, das uns wiederum guttut, indem es biologische Prozesse in uns aktiviert, die zu Wohlbefinden sowie größerer Resilienz gegenüber Stress und anderen schädigenden Faktoren führen. Wenn Menschen ihre sozialen Potenziale ausschöpfen und sich den Wunsch nach einem guten, sinnerfüllten Leben zu eigen machen, so Bauer, wird sie das auch darin unterstützen, ihre Gesundheit zu schützen und ihre inneren Ressourcen zu stärken.
Joachim Bauer
Das empathische Gen
Humanität, das Gute und die Bestimmung des Menschen
Verlag Herder 2021
20,00 EUR