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Maren Michaelsen, Tobias Esch | Verbundenheit ist messbar

Forschungen zufolge sind Redensarten wie „zwei Herzen schlagen im Gleichklang“ mehr als nur romantische Umschreibungen einer harmonischen Paarbeziehung. Tatsächlich synchronisieren sich Herzschlag und Pulsfrequenz miteinander vertrauter Menschen, was der Wissenschaft die Möglichkeit gibt, subjektiv empfundene Gefühle wie Verbundenheit und Zugehörigkeit zu messen. Das ist auch gesellschaftlich bedeutsam.

Text: Maren Michaelsen, Tobias Esch | Foto: Aline Viana

Soziale Verbundenheit wird in der Psychologie und den Gesundheitswissenschaften als grundlegendes menschliches Bedürfnis betrachtet, weshalb ihre Voraussetzungen, Konsequenzen und Eigenschaften im Fokus der Forschung stehen. Verbundenheit bedeutet dabei nicht nur die Möglichkeit, mit anderen in Kontakt zu treten, sondern umfasst vor allem das subjektive Gefühl der Zugehörigkeit. Dieses Gefühl ist oft körperlich spürbar und geht über die bloße Erkenntnis hinaus, dass alles miteinander verbunden ist: Es beinhaltet ein bewusstes Erleben und Fühlen der Verbindung zu anderen.

Verbundenheit ist ein sehr weit gefasster Begriff, unter dem wir unterschiedliche Dinge verstehen. So können wir beispielsweise verschiedene Dimensionen von Verbundenheit unterscheiden. Neben der sozialen Verbundenheit, also mit einer anderen Person oder Gruppe, können wir uns auch mit uns selbst und etwas „Höherem“ verbunden fühlen. Dabei spielen Aspekte wie Heimat und Kultur ebenso wichtige Rollen wie Achtsamkeit und Resonanz.

Für unsere Gesundheit und unsere Gesellschaft sind diese Dimensionen höchst relevant, und daher beschäftigen sich verschiedene Wissenschaftszweige vermehrt mit dem Phänomen Verbundenheit. Forscher haben z.B. herausgefunden, dass verschiedene Aspekte der sozialen Verbundenheit tatsächlich messbar sind, da sich biologische Prozesse im menschlichen Körper synchronisieren, also aneinander angleichen, wenn wir uns mit einer anderen Person verbunden fühlen.

So gleichen sich bei Paaren sowohl Herzschlag als auch Atemfrequenz aneinander an, wenn sie gemeinsam entspannt auf der Couch sitzen. Eine solche Synchronisierung manifestiert sich in verschiedenen Formen der sozialen, emotionalen und physiologischen Kohärenz. Der Begriff Kohärenz beschreibt dabei den stimmigen Zusammenhang und Zusammenhalt zwischen den Elementen eines Systems, wie hier im Beispiel des vertrauten Paares, und ist auch auf übergeordneten Ebenen wie in unserer Gesellschaft als Ganzes zu beobachten. Immer gilt hierbei der Grundsatz, dass das System in seiner Verbundenheit und Synchronizität stets mehr ist als die Summe seiner Teile.

Soziale Kohärenz

Der Begriff der sozialen Kohärenz bezieht sich in diesem Sinne auf den Zusammenhalt und die Integration innerhalb einer Gruppe oder Gesellschaft und ist gekennzeichnet durch gemeinsame Werte, Normen und Überzeugungen. Sie umfasst die Qualität der sozialen Beziehungen und die Bereitschaft der einzelnen Mitglieder zur Zusammenarbeit und gegenseitigen Unterstützung. Eine hohe Resonanz und Qualität positiver emotionaler Beziehungen unter den Mitgliedern fördert dabei die Kohärenz und die Fähigkeit innerhalb der Gruppe, harmonisch miteinander zu kooperieren.

Dabei wirkt eine starke soziale Verbundenheit als Puffer gegenüber den Belastungen des Lebens und reduziert den Stress der Gruppenmitglieder, so wissenschaftliche Untersuchungen. Dieselben Studien zeigen auch, dass Menschen mit einer hohen sozialen Verbundenheit meist über besonders effektive Fähigkeiten zur Emotionsregulation verfügen. (…) Mehr

 

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