„Jede Mutter ist eine Heldin – Migrant Mamas ganz besonders!“, feiern Melisa Manrique und Manik Chander ihre Mütter. Und sie erzählen von den Herausforderungen, die die Peruanerin und die Inderin zwischen dem Wunsch, in Deutschland dazuzugehören, und dem Gefühl, etwas Besonderes zu sein, mit ihren Superkräften gemeistert haben. Dazu gehören vor allem Optimismus, Pragmatismus, Improvisationstalent und Kochkünste. Denn nichts gibt uns ein stärkeres Gefühl von Heimat als das Lieblingsgericht unserer Kindheit.
Interview: Stefanie Hammer | Foto: Jana-Nita Raker
Melisa, magst du uns deine inspirierende Geschichte erzählen, wie du nach Deutschland gekommen bist?
Melisa: Ich bin vor acht, neun Jahren nach Deutschland gekommen. Der Hauptgrund dafür ist die Liebe. Ich habe vor 16 Jahren einen Mann kennengelernt. Wir waren beide sehr jung, ich 19, er 18, beide nach dem Studium in England. Natürlich kannte ich damals Deutschland schon. Meine Schwester hat hier studiert und ich habe sie ein paarmal besucht, aber ich hätte nie gedacht, dass ich selbst nach Deutschland ziehen würde. Aber es ist passiert, denn wir haben uns verliebt, und nach mehreren Jahren Beziehung habe ich mich entschieden, mein Masterstudium der Politischen Ökonomie in Kassel zu machen. Nach dem Studium bin ich nach Berlin umgezogen und geblieben.
Wie ich nach Europa gekommen bin, ist eine längere Geschichte. Meine Eltern kommen aus zwei wunderschönen Dörfern in den Bergen Perus. Ich bin in der Hauptstadt Lima geboren und habe meine ersten fünf Lebensjahre dort verbracht, das war in den 90er-Jahren. Dort sind die politischen Verhältnisse immer noch sehr instabil, aber damals hatten wir leider auch Terrorismus. Das hat meine Familie geprägt, meine Mama war damals politisch aktiv, und das war gefährlich. Deshalb hat mein Papa entschieden: Ich gehe nach Europa, nach Spanien, und gucke, wie das dort ist. Das hat nicht geklappt, er ist in Italien gelandet und hat dann die ganze Familie eine nach der anderen nachgeholt. Wir sind ohne Dokumente eingereist, das war sehr aufregend. Meine Schwester und ich sind dann dort aufgewachsen. Auf Italien sind dann England und Deutschland gefolgt.
Wie seid ihr auf die Idee zu eurem Buch Mama Superstar gekommen?
Melisa: Manik und ich, wir haben uns in Mumbai kennengelernt, wo wir beide am Tata Institute of Social Sciences ein Auslandssemester hatten. Dort waren wir in der internationalen Gruppe, die meisten waren aus Deutschland. Als ich Manik sah, war ich verwirrt. Sie spricht sehr gut Hindi, aber auch Deutsch und natürlich Englisch. Ich wollte wissen: Was steckt dahinter? Wir haben dann miteinander gesprochen und es war sofort Liebe; ich habe mich zu Hause und verstanden gefühlt. Manik ist sehr lustig und ein warmherziger Mensch. Sie hat uns alle immer in ihr Zimmer eingeladen und für uns gekocht. Doch was uns von Anfang an am stärksten verbunden hat, waren unsere Mamas. Wir haben aus Spaß einen Wettbewerb angefangen, in dem wir so Sachen gesagt haben wie: „Meine Mama ist viel cooler als deine, denn sie hat das und das gemacht.“ „Nein, meine Mama ist viel cooler als deine. Die hat nämlich das und das gemacht.“ Dieser Wettbewerb kam so zustande: Wir hatten in Mumbai zum ersten Mal ein Gefühl davon, was es bedeutet, in einem ganz neuen Land zu sein, ohne viel zu kennen. Die Supermärkte waren neu, die Straßen, die Busse und wie man von A nach B kommt. Das war alles sehr intensiv, und darüber haben wir gesprochen. Dabei kam uns schnell in den Sinn: Wow, unsere Mamas haben das ja schon gemacht, in einem neuen Land sein und bei null anfangen oder vielleicht sogar bei minus zehn – ohne all das, was wir jetzt haben! Wir hatten WhatsApp, Skype, Handys mit Google Maps und eine Universität mit Leuten, mit denen wir sprechen konnten. Das war ein Luxus, den unsere Mamas nicht hatten. Als wir das gesehen und verstanden haben, sind viele Gefühle aufgetaucht: Dankbarkeit, Scham, Feierstimmung. Und wir haben gedacht: Was unsere Mamas gemacht und geschafft haben, ist sehr beeindruckend. Es ist aber schade, dass wir nie wirklich Danke gesagt haben, dass wir erst mit Mitte 20 verstehen, dass unsere Mamas nie ein Role Model hatten. (…) Mehr