fbpx

Moment by Moment

Im Gespräch mit | Lachyoga-Gründer Madan Kataria

Mitte der 1990er-Jahre gründete der indische Arzt Madan Kataria das Lachyoga, nachdem er durch die Recherche für einen Fachartikel entdeckt hatte, wie gesund Lachen ist. Er traf damit einen Nerv der Zeit: Inzwischen hat er mehr als 25.000 Menschen zu Lachyoga-Trainern ausgebildet und diese ihrerseits Tausende andere. Mehr als 20.000 Lachclubs gibt es heute in Indien, weltweit weitere 10.000. Lachyoga wird auch in Schulen, Universitäten und vielen anderen Orten praktiziert.

Interview: Stefanie Hammer | Foto: Gabriela Leppelt-Remmel

Lieber Herr Kataria, wie hat alles begonnen? Nehmen Sie uns mit zu den Anfängen des Lachyoga?

Seit 1987 arbeite ich als Arzt in Mumbai und war Herausgeber des Magazins My Doctor, in dem ich über Gesundheitsthemen, verschiedene Heilsysteme und Yoga schrieb. Im März 1995 plante ich, einen Artikel namens „Lachen ist die beste Medizin“ zu schreiben. Und nachdem ich bei meiner Recherche zahlreiche Studien über die positiven Wirkungen des Lachens gelesen hatte, dachte ich: „O mein Gott, so viele Vorteile, und niemand lacht in Mumbai, einschließlich mir selbst!“

Am 13. März 1995 wachte ich morgens um vier Uhr mit der Idee auf, einen Lachclub zu gründen. Ich ging in einen Park in der Nähe und sprach die Leute darauf an. Aber die meisten hielten es für ziemlich abwegig, in der Öffentlichkeit zu lachen. So waren wir am Ende nur zu fünft. Anfangs haben wir uns Witze erzählt. Die Teilnehmerzahl wuchs rasch. Aber es gab ein Problem: Uns gingen die guten Witze aus. Die meisten Witze waren eher negativ, verletzend oder anzüglich. Die Leute wollten schon aufhören, aber ich bat sie um etwas Geduld. Also vertiefte ich mich erneut in Bücher und Studien und fand die Möglichkeit, dass man, wenn man nicht lachen kann, auch einfach so tun kann, als ob: Fake it until you make it! Denn unser Gehirn und unser gesamter Körper können nicht unterscheiden, ob wir wirklich fröhlich sind oder nur so tun. Wow! Man kann Lachen als Übung praktizieren.

Bei unserem nächsten Treffen im Park probierten wir es aus: zunächst mit einem gefakten „Ho-ho-ho“. Das vorgetäuschte Lachen war so lustig, dass daraus schnell echtes Lachen wurde, wie eine Welle, die alle ergriff. Das war der Durchbruch: In einer Gruppe wirkt Lachen ansteckend. Ständiges Lachen ist allerdings anstrengend, und deshalb kam mir die Idee, es durch sinnvoll genutzte Pausen zu unterbrechen und es mit Übungen zu ergänzen. Damals habe ich auch Atemübungen aus dem Yoga praktiziert, Pranayama, und da wurde mir klar: Lachen und Atmen kann man wunderbar verbinden. Also zwischendurch einen langen, tiefen Atemzug nehmen, die Lunge füllen und ausatmen.

So entstand das Lachyoga, bei dem die Verbindung zur Atmung das Wichtigste ist. Denn wenn wir lachen, fließt mehr Sauerstoff durch unseren Körper und unser Gehirn. Ich möchte Otto Warburg zitieren, einen deutschen Wissenschaftler und Nobelpreisträger. Er hat gesagt, dass der Sauerstoff der wichtigste Heilungsfaktor in den Zellen ist. Wenn dort mehr davon vorhanden ist, kann man nicht so leicht krank werden. Dass Lachen mehr Sauerstoff bringen kann, liegt daran, dass unsere Lungen fast 1,5 Liter abgestandene Luft enthalten, die sogenannte Restluft. Im Yoga bringen wir den Menschen bei, doppelt so viel Luft auszuatmen, wie sie einatmen, also länger auszuatmen als einzuatmen. Und genau so haben wir das Lachyoga konzipiert. Lachen ist wie eine Ausatmungsübung. Wenn man also ein bisschen länger lacht, atmet man auch länger aus und wird die ganze Restluft in der Lunge los. Die wird durch frische Luft ersetzt, die mehr Sauerstoff enthält. Auf diese Weise wird die Sauerstoffmenge im Körper erhöht. Und das ist ausgesprochen gesund, für jeden.

Gibt es wissenschaftliche Studien dazu, wie Lachyoga sich auf die geistige und die körperliche Gesundheit auswirkt?

Es gibt inzwischen weltweit mehr als 100 Forschungsarbeiten über Lachyoga. Eine vergleichende Studie, die für Lachyoga sehr relevant ist, stammt aus Neuseeland, von der Auckland University, in der man die Herzfrequenz der Teilnehmer zweier Gruppen gemessen hat, wobei die eine Lachyoga praktizierte, während sich die andere witzige Videos ansah. Die Ergebnisse bestätigten die Wirksamkeit unseres Konzepts, denn in der Lachyoga-Gruppe wurde mehr gelacht als in der Kontrollgruppe. Wenn man sich lustige Filme ansieht, lacht man meist nur über einzelne Szenen, nicht ununterbrochen. Beim Lachyoga geht es hingegen immer weiter.

Und das bringt physiologische und psychologische Vorteile mit sich. Einige Studien haben sich mit der Wirkung des Lachens auf Stress befasst und den Cortisolspiegel und den Blutdruck untersucht, denn an beiden lässt sich das Ausmaß des Stress messen. Es hat sich gezeigt, dass Lachyoga Stress schnell abbauen kann. (…) Mehr

Diese Leseprobe endet hier. Möchten Sie weiterlesen? Unsere Ausgabe „Freude“ können Sie bequem online bestellen.

Zur Ausgabe „Freude“ im Shop

Scroll to Top