Zwischen Gegenwart, Zukunft und Vergangenheit mäandernd, bewegt sich die Autorin in ihrem literarischen Tagebuch Heute ist morgen gestern kunstvoll durch ihr eigenes Leben. In der Beschreibung selbst des Alltäglichen, Banalen wird immer eine Ebene dahinter erkennbar, die für mich etwas mit dem Mysterium des Lebens zu tun hat: Im Kleinen zeigt sich das Große, im Persönlichen unser aller Menschsein.
Das begeistert mich. Ihre Beschreibungen (innerer) Landschaften berühren durch ihren genauen, liebevollen Blick, in dem auch ich mich oft erkennen kann. Die Zeiten verschmelzen ebenso miteinander wie Traum und Wirklichkeit, und es vermischen sich Fakten und Fiktion. Ich fühle mich mitgenommen in das Ringen der Autorin mit den großen Themen Vergänglichkeit, Liebe, Leiden, Tod und Sterben und der Frage nach einer zeitgemäßen Spiritualität. Und in ihr Ausloten dessen, was „schöpferisches Altern“ sein kann, in dem sich Lebenserfahrungen, Offensein für Neues und Kreativität ein Stelldichein geben. Überaus genau beschreibt sie die Gratwanderung zwischen Schmerzlichem und Freudigem im Leben. Und wie wir, ohne den Schmerz zu leugnen, offen bleiben für das, was sie die Poesie des Augenblicks nennt.
Warum nicht, so die Autorin, die letzte Lebenszeit nutzen, um zu erforschen, was es mit diesem Leben, dessen Ende näher rückt, auf sich hat? „Das Alter könnte unseren inneren Radius erweitern, in dem Maße, wie der äußere schrumpft. Wir haben ja Zeit. Im Angesicht unserer Endlichkeit haben wir mehr Zeit denn je.“ Ein wunderbar inspirierendes Buch mit dem Potenzial, die Sicht auf das eigene Leben zu verändern und ihm mehr Wertschätzung zu schenken.
Karin Petersen
Heute ist morgen gestern
Vom Reichtum des Älterwerdens
Selbstverlag 2023
EUR 22,00
Zu beziehen nur über die Website der Autorin: www.karin-petersen.de