Wer einmal den Día de Muertos, den Tag der Toten in Mexiko oder eine Jazzbestattung in New Orleans erlebt hat, weiß, dass Menschen in unterschiedlichen Kulturen und Ländern anders um ihre Toten trauern. Die „Lonely Planet“-Autorin Anita Isalska hat nun einen faszinierenden Reiseführer zu den kuriosesten Begräbniszeremonien in aller Welt verfasst.
Der Tod ist eines der häufigsten Motive in Kunst, Musik und Literatur“, schreibt Anita Isalska in der Einleitung zu diesem außergewöhnlichen Reisetagebuch und ergänzt: „trotzdem macht Trauer uns immer fassungslos. Wenn jemand stirbt, fragen wir nach dem Sinn des Lebens. Wir suchen Trost in Erinnerungen, Fotos und Gedenkritualen. Der Tod ist universell, aber jeder Verlust ist persönlich und einzigartig.“
Diese Diskrepanz, ja die unbegreifliche und endgültige Natur des Todes auf der einen Seite und die Trauer der Hinterbliebenen über den Verlust auf der anderen hat in aller Welt unterschiedliche Formen des Umgangs mit dem Tod und einmalige Trauer- und Begräbnisrituale hervorgebracht. Auf ihren Reisen hat die Autorin ausgelassene Feiern erlebt – von der irischen Totenwache über feudale chinesische Bestattungen bis zur zeremoniellen Totenumbettung in Madagaskar. Trauerrituale wie das bezahlte Weinen der Klageweiber in Afrika oder Fingeramputationen der Hinterbliebenen bei den Ureinwohnern Neuguineas. Auch die Bestattungsformen selbst sind so bunt und verschieden wie die Völker der Erde, von den Feuerbestattungen auf Bali bis zu den hängenden Särgen von Sagada auf den Philippinen. All das und viel mehr hat Anita Isalska in beeindruckenden Bildern und berührenden Texten festgehalten.
Die Wirkung dieses Werks geht aber weit darüber hinaus, denn über all diese Geschichten, Orte und Bräuche wird es zu einem Reiseführer zum Tod selbst. In der Beschäftigung mit ihm nimmt er Gestalt an und verliert zugleich viel von seinem Schrecken. Er kann auch ein Grund zum Feiern sein, wenn wir ihn als wesentlichen Bestandteil unseres Lebens akzeptieren lernen. nc
Anita Isalska ist eine Reisende: In England aufgewachsen, hat sie in Frankreich und Australien gelebt, bis es sie nach Kalifornien verschlug. Die einzige Konstante war und ist für sie das Schreiben: „Schon ein einziger Satz hat die Kraft, den Leser auf eine Reise mitzunehmen“, so die Autorin, die schon 18 Reisebücher für Lonely Planet verfasst hat.
Anita Isalska
Guide to Death
Kuriose Begräbnisse und Rituale auf der ganzen Welt
MairDumont / Lonely Planet 2024
EUR 19,00