Der Soziologe und Psychologe Jacob Schmidt hat den anhaltenden Achtsamkeitstrend untersucht und meint: Achtsamkeit verspricht viel mehr, als sie zu bieten hat. Hinter dem Begriff verstecke sich heute häufig wenig mehr als kapitalismusfreundliche Selbstoptimierung. Die Meditation fasziniert ihn schon seit seiner Jugend, doch erst eine intensive Auseinandersetzung mit der Achtsamkeit rückte sie in den Fokus seines wissenschaftlichen Interesses und er promovierte zum Thema „Achtsamkeit als kulturelle Praxis“. Seitdem pendelt er zwischen der Faszination für diese Welthaltung und der Überzeugung, dass es ihr an einer politischen Haltung mangelt. Schmidts Analyse fordert heraus, die gesellschaftlichen Gründe für die große Sehnsucht nach Ruhe und einem anderen Zusammenleben ernst zu nehmen – und für eine bessere Welt zu streiten, anstatt sich „nur aufs Kissen zu setzen“. Der ursprünglich buddhistische Weg zur inneren Freiheit, den die Achtsamkeitspraxis auch heute noch verspricht, müssten wir aus ihrer individualistischen Verengung befreien und „öffentlich und politisch denken“.
Jacob Schmidt
Viel Lärm um Achtsamkeit
Oder warum es so schwer ist, in unserer Gesellschaft ein gutes Leben zu führen
Kösel-Verlag 2024
EUR 20,90